09.04.2015 Mahmoud Ayad

US-Studie: Mehrheit der Iraner für die Islamische Republik


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Unterstützer und Anhänger der Islamischen Republik in Iran.

Das für seine weltweiten Meinungsstudien bekannte Washingtoner „Pew Research Center“ untersuchte noch während der Amtszeit des früheren iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad die Einstellungen der IranerInnen zum Verhältnis zwischen Staat und Religion. Erst ein Jahr später wurden die Daten veröffentlicht. Befragt wurden landesweit rund 1.500 Personen in einer repräsentativen Stichprobe der über 18-jährigen IranerInnen. Eine Besonderheit, die diese Studie von anderen bisher durchgeführten Untersuchungen unterscheidet, ist die Methodik: Die Validität der Ergebnisse telefonisch durchgeführter Befragungen ist in der Vergangenheit von Skeptikern wiederholt kritisiert worden. Die nun vom „Pew Research Center“ in Zusammenarbeit mit den Spezialisten von Opinion Research Business International Befragten wurden diesmal allerdings direkt vor Ort (face-to-face) in ihrem privaten Wohnsitz interviewt. Die Kernergebnisse werden im Folgenden dargestellt.

Staatsgesetze und Islamisches Recht

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Die große Mehrheit der muslimischen IranerInnen betrachtet die iranischen Gesetze als Schariakonform. (Quelle: PEW)

Die große Mehrheit der muslimischen IranerInnen (82 Prozent) betrachtet die Gesetze der Islamischen Republik als sehr oder mäßig konform mit der Schari’a, also vereinfacht gesagt mit dem Islamischen Recht. Nur jede/r achte iranische/r MuslimIn (13 Prozent) betrachtet die Gesetze in Iran als wenig oder gar nicht konform mit dem Islam.

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Nur etwa jede/r siebte IranerIn ist gegen die Umsetzung des Islamischen Rechts in Iran. (Quelle: PEW)

Auch wurde gefragt, inwiefern die IranerInnen überhaupt die Umsetzung Islamischen Rechts in Iran wünschen. Auch hier antworteten knapp über achtzig Prozent der Befragten positiv. Nur 15 Prozent der Befragten äußerten, dass sie keine Umsetzung der Sharia in Iran wünschten.

Politik und Klerus

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Nur jede/r zehnte IranerIn wünscht sich gar keinen Einfluss religiöser Personen auf politische Fragen. (Quelle: PEW)

Die Islamische Republik steht und fällt – auch ihrem Selbstverständnis nach – mit dem Rückhalt ihrer religiös-politischen Kader innerhalb der Bevölkerung. Zwei Drittel (66 Prozent) der IranerInnen wünscht sich, dass Religionsführer in politischen Fragen in großem und mäßigem Stile mitmischen. Etwa jede/r fünfte (19 Prozent) ist für einen geringen Einfluss und nur jede/r zehnte IranerInnen (11 Prozent) wünschen sich gar keinen Einfluss. Damit stehen zwar deutlich mehr IranerInnen hinter den „Mullahs“ in ihrem „Regime“, als manche Exil-iranische Gruppen schätzen, jedoch würde die Islamische Republik mit diesen Zahlen voraussichtlich keine über neunzigprozentige Zustimmung zu ihrer Verfassung mehr bekommen, wie sie es bei der zweiten entscheidenden Abstimmung im Dezember 1979 erhielt.

Sozial-Religiöse Spannungen

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Spannungen zwischen sehr religiösen und weniger religiösen Muslimen werden von fast allen Befragten wahrgenommen, wenn auch verschieden ausgeprägt. (Quelle: PEW)

Etwa die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gab an, dass Spannungen zwischen sehr religiösen Muslimen und nicht so religiösen Muslimen in Iran gar nicht oder nur wenig vorhanden seien. Demgegenüber nahm etwa jede/r Siebte (14 Prozent) eine sehr präsente Polarisierung wahr, weitere 30 Prozent eine mäßig präsente.

Das „PEW Research Center“ liefert mit seinem Untersuchungsdesign der Durchführung der Befragung innerhalb Irans und einer gemäß den Regeln der Sozialforschung aufwendig gezogenen Stichprobe im Vergleich zu bisherigen Studien validere und weniger angreifbare Daten. Zu klären wäre, inwieweit die Befragten während des Interviews die Ergebnisse durch sogenannte „soziale Erwünschtheit“ verzerrt haben: Zum einen sind gesellschaftskonforme Antworten nicht auszuschließen, andererseits könnten sich aber die Befragten aufgrund einer Erwartungshaltung gegenüber einen westlichen Forschungsinstitut liberaler oder westlicher gegeben haben, als sie es eigentlich sind.


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Irani09-04-15

Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.

Perserin09-04-15

@Irani

Das ist keine Statistik, sondern eine Umfrage. Die Umfrage gibt das wieder, was ich immer ahnte.

Irani09-04-15

Glauben Sie mir, das Lügenregime der Molas hat im Iran nicht viele Freunde.

Freidenker10-04-15

Diese angebliche Umfrage kann ich weder bejahen, noch verneinen. In meinem Umfeld kann ich sehen, dass diejenigen, welche zu über 90% hinter der Islamischen Revolution standen, zumeist bzw. alle in eine gewisse Politikverdrossenheit geraten sind.

Keine demokratische Parteienlandschaft, welche zulässt die Politiker nach ihren Taten zu befragen und später durch die eigene Stimme, die Partei zu bestrafen führt zu einer Verdrossenheit. Die Politiker derzeit kann man später nicht abstrafen, da sie keiner Partei angehören. Bei den Stadt - und Gemeindewahlen, Parlamentswahlen usw. stehen hunderte Namen auf den Listen, welche zumeist nicht bekannt sind.

Wenn das System so viele Anhänger hat, wieso lässt man keine Parteien zu, die man dann wählt, wie in Deutschland?

Ich wünsche mir ein föderales System in Iran, wie in Deutschland zugeschnitten für den Iran, mit einer Vielparteienlandschaft mit einer 10% Klausel!

Eine demokratische Vielparteienlandschaft in Iran mit einem föderalen System verbunden, welches durch eine freie Presse ergänzt werden müsste würde die Islamische Republik Iran in ihrem Fundament festigen und gegen die derzeitige Vetternwirtschaft und Korruption sein.

Anonym13-04-15

Woraus leitet Iranandrs die Aussage ab, dass die Mehrheit hinter der Islamischen Republik stehen, aus der Umfrage geht das zumindest nicht hervor.

Jeder weiß, dass im Iran keiner keinem traut, selbst wenn die Umfrage persönlich durchgeführt wirden. Wenn also die Zustimmung für die islamische Republik so groß ist, wozu dann die ganze Zensur, die krebserzeugenden Störsender usw.

Zeit für ein weiteres International beaufsichtigtes Referendum. Aber das werden die Mullhas nicht zulassen, weil jeder das Ergebnis ahnt.

Almani17-04-15

@Irani

Hmmm, ich überlege... nö, glaube dir nicht. Wieso auch?

Deutscher17-04-15

Freidenker, Ihr Kommentar und Vorstellungen über eine Parteiendemokratie sind ziemlich naiv.

Das, was mir an dem iranischen System am besten gefällt, ist gerade eben, dass die Parlamentarier nur ihren Gewissen folgen können und sie sind nicht an ihren jeweiligen Parteivorstände gebunden, wie in der Bundesrepublik Deutschland.

So ein System in Iran schafft wechselnde Mehrheiten zu verschiedenen Themen im Parlament, weil es keinen Fraktionszwang gibt. Das gewährleistet eher eine echte Volksvertretung als in Deutschland, wo die Abgeordnete wie die Schafe ihren Vorstand folgen müssen und nicht frei in ihrer Parlamentsarbeit sind.

Jüngstes Beispiel ist Peter Gauweiler!

Sobhan17-04-15

@Anonym

Natürlich geht es aus der Umfrage hervor. Hallo?! Über 80 Prozent wollen die Sharia!! Nur zehn Prozent wollen gar keine Rolle für Religionsführer in der Politik!!

Unsinn! Jeder Iranreisender weiß ganz genau, wie aufgeschlossen und offen die Iraner in der Öffentlchkeit ihre politische Meinung posaunieren. Das ist kein Geheimnis! Erst recht im Privaten tun sie es!

RA17-04-15

@Anoym

Üblicherweise wird ein Referendum erst abgehalten, wenn ein politisches System in einer Legitimationskrise ist. Wenn aber die Wahlbeteiligungen stets sehr hoch sind, dann kann nicht die Rede von einer Legitimationskrise sein.

Engelhardt07-02-18
Gast07-02-18

Diejenigen, die meinen, dass repräsentative Umfragen in Iran nicht durchführbar wären, sei gesagt, dass westliche Journalisten und Politiker in ihren Iran-Besuchen oftmals über die politische Offenheit der IranerInnen überrascht und fasziniert sind. Der Leiter des US-Meinungsforschungsinstituts IPOS - ein ehemalig inhaftierter Soziologe in Iran - hält diese Umfragen für solide. Weitere Argumente für die Seriosität der Umfrage werden hier aufgezählt (etwa zwischen 54:15 Minuten bis 1:00:05 Stunde): https://www.youtube.com/watch?v=NwXa6OHIdXA





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