07.04.2014 Dr. Fariborz Saremi

Golf-Kooperationsrat und die strategische Stärke Irans im Kontext des russischen Machtzuwachses


Karte Persischer Golf

Der Staat mit der größten Küste am Persischen Golf ist die Islamische Republik Iran.

Die Länder des Golf-Kooperationsrats (GCC) sind gespalten. Ein Block, der aus Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) besteht, ist entschlossen, die Ambitionen von Iran im Irak, Syrien und Bahrain zu verhindern, während er gleichzeitig die Muslimbruderschaft in den sunnitischen arabischen Staaten zu bändigen versucht.

Oman und Katar, als zweiter Block, hoffen die Führungsrolle Saudi-Arabiens trotzen zu können, indem sie tradionellerweise eine engere Beziehung zu Teheran pflegen. Katar unterstützt darüber hinaus die Muslimbruderschaft finanziell. Während dessen versucht Kuwait zwischen den Blöcken zu vermitteln und Teheran in guter Laune zu halten.

Der Zwist innerhalb der GCC beruht zum Teil auf territorialen Auseinandersetzungen. Im Jahr 1954 gab es Krieg zwischen Oman und Saudi-Arabien, wobei Saudi-Arabien Teile der öl- und wasserreichen Buraimi-Oase für sich gewinnen konnte. Vor etwa einen Monat war der iranische Präsident Hassan Rouhani in der omanischen Hauptstad Muscat. Nach Angaben des dortigen iranischen Botschafters ist eine Brücke über die Strasse von Hormuz, die Iran und Oman verbindet, geplant. Damit würde es Teheran ermöglicht, innerhalb weniger Zeit Truppen auf die arabische Halbinsel zu schicken. Allerdings dementierte der omanische Transportminister das Vorhaben.

Die Situation wird zudem komplizierter dadurch, dass die sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sehr unterschiedliche politische Ansätze gegenüber der Islamischen Republik Iran verfolgen. Abu Dhabi plädiert eher für eine härtere Linie gegenüber Teheran, während Dubai Teheran hilft, die internationalen Sanktionen zu umgehen.

Mit der Unterstützung des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan wurde der Golfkooperationsrat (GCC) 1981 ins Leben gerufen, um als Bollwerk gegen Iran und den sowjetischen Einflusses in Syrien und im Irak zu fungieren. Dekaden später wurde die US-amerikanische Macht und das Prestige der USA als politischer Hauptakteur in der Region geschwächt, und somit wurde der strategische Rückzug Barack Obamas eingeleitet. In der Tat ist die Politik Obamas ein Zeichen dafür, dass Washington seine Rolle als führende Weltpolizist nicht mehr gerecht wird. Es gibt eine neue Weltordnung, in der die regionalen Mächte wie China, Russland und Iran eine größere Rolle spielen.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabische Emirate (VAE) und Bahrain zeigen sich besorgt über die Politik der Annährung zwischen Obama und Rouhani. Die Annexion der Krim durch den Blitzkrieg Russlands ist der Tropfen für die Verbündeten der USA gewesen, der das Fass zum überlaufen brachte. Als die Situation sich verschärfte, blieb der russische Präsident Vladimir Putin in enger Abstimmung mit Rouhani. In der Nacht zum 14. März haben sie ein längeres Telefonat, unter anderem über die Situation in der Ukraine und auf der Krim, geführt.

Die strategische Übermacht im Persischen Golf wird die Islamische Republik langfristig aufrechterhalten können oder sogar duch die pro-iranischen Milizen in Syrien bis zum Mittelmeer, wo die russische Marine stationiert ist, ausdehnen. Als Dank wird wahrscheinlich der Versuch Irans, volles Mitglied der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) zu werden, von Moskau unterstützt.

Durch die neue politische Ausrichtung am Schwarzen Meer wurde die Position Russlands gegenüber der NATO gestärkt. Aber noch wichtiger ist, dass die Kooperation zwischen Russland und Iran in den letzten Wochen stärker geworden ist. So hat Russland keine Einwände gegen eine Steigerung der Gasimporten von rund 75 Prozent aus Iran nach Armenien erhoben. Moskau hat sich lange Zeit gegen einen Anstieg der iranischen Gasimporte nach Armenien erfolgreich gewehrt. Gleichzeitig steht Moskau selbst vor dem Abschluss eines Öl-Abkommens im Wert von 20 Milliarden Dollar mit Teheran.

Andererseits könnten die anhaltenden Atomverhandlungen zwischen dem Westen und Iran bei einem erfolgreichen Abschluss die Position Moskaus empfindlich schwächen. Die Falken im Golf-Kooperationsrat (GCC) hätten aber in beiden Szenarien das Nachsehen.


Dr. Fariborz Saremi ist Politikwissenschaftler und Europa-Sprecher der Exil-Opposition Azadegan Foundation, die für einen demokratischen und säkularen Iran eintritt. Darüber hinaus ist er Mitglied der International Strategic Studies Association (ISSA) in Washington D.C.. In der Vergangenheit trat er als Referent bei der pro-israelischen Pressure Group Stopp the Bomb auf.


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