19.03.2014 Andreas Lotter

Die Islamische Republik Iran als Reiseland


Iran Messestand ITB 2014

Ein iranischer Messestand bei der ITB 2014.

Die Islamische Republik Iran präsentierte sich auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin, kurz ITB, vom 4. bis 8. März 2014 durch eine großzügige Präsenz iranischer Reiseveranstalter, die hier den Kontakt zu Reiseanbietern suchten, um neue Partnerschaften mit der deutschen Reisebranche aufzubauen.

Ende des Jahres 2013 meinte ein politischer Kommentator im Wochenmagazin „Der Spiegel“, dass auch wenn dieses Jahrhundert im Gesamtkontext eher ein chinesisches sei, im folgenden Jahr 2014 trotzdem Iran die politische Big Story sein wird. Und in der direkten Folge wohl auch die touristische Big Story des Jahres 2015. So darf man auch die Inschrift über dem iranischen Messestand verstehen, die da lautete: „Visit Persia 2015“.

Direkt nachdem die Pressemeldungen letzten November zu dem Interimsabkommen im Atomstreit über die Bildschirme flimmerten, meldeten die wenigen Iran-Reiseanbieter eine Verdreifachung der sonst üblichen Nachfrage. Aktuell ist Iran komplett ausgebucht. Wie arg doch die Psychologie auch in diesen Lebensbereich hineinwirkt. Ist Iran heute doch noch immer das gleiche Land, als während der letzten Jahre, und die Iraner sind ja nicht erst seit diesem Jahr besonders gastfreundlich. Aber seit Iran einen neuen Präsidenten hat, welcher von der westlichen Presse hochgelobt wird (während dessen Vorgänger immer schlechtgeredet wurde), ist eben gefühlt alles anders. Und Reiseveranstalter verkaufen ja nicht nur eine Kombination aus Flug, Kultur und Hotel, sondern immer auch ein Lebensgefühl.
 
Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die absoluten Zahlen an Iran-Touristen noch immer sehr niedrig sind, die Dynamik ist derzeit aber sehr hoch. Wenn der aktuelle Trend anhält, so muss Iran bis zum nächsten Jahr große Investitionen in seine touristische Infrastruktur tätigen, ansonsten wird er der Nachfrage kaum standhalten können.

Selbstverständlich steht diese positive Prognose noch immer unter dem Vorbehalt, dass es der hohen Diplomatie im Laufe dieses Jahres gelingen wird, eine endgültige Lösung im Atomstreit zu erzielen oder diesen Konflikt zumindest nicht weiter anzuheizen. Und natürlich muss Washington auch weiterhin den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu davon abhalten, einen diplomatischen Amoklauf heraufzubeschwören. Ansonsten steht der Aufbruchstimmung nichts mehr im Wege, und die Iraner auf der ITB haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie dazu bereit sind.

Iranischer Abend in der ITB

Am Abend des 6. März 2014 fand der Höhepunkt der Präsentation Irans mit dem kulturellen Abend statt. Hierzu wurden viele Freunde Irans eingeladen, und es mangelte nicht an prominenten Gästen.

Von offizieller deutscher Seite sprach der Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation aus dem Auswärtigen Amt, Dr. Hans-Ulrich Seidt, das Grußwort. Er erwähnte die seit sehr langer Zeit sehr freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem deutschen und dem persischen Volk, ohne dabei die Schattenseiten komplett auszublenden. Wörtlich meinte er, dass es in der langen Phase der Freundschaft und der diplomatischen Beziehungen immer wieder sowohl gute als auch schlechte Zeiten gab. Er endete mit der Hoffnung, dass uns nun eher wieder gute Zeiten bevorstehen mögen. Damit stand er nicht allein an diesem Abend.

Dann ergriff der iranische Botschafter Ali Reza Sheikh Attar das Wort. Seine Worte waren eher in die Zukunft gerichtet. Er unterstrich in seiner auf Deutsch vorgetragenen Rede den Willen der iranischen Regierung, bereits in naher Zukunft noch bestehende Hemmnisse für den touristischen Austausch abzubauen. Die Deutschen seien bei den Iranern mehr als nur willkommen. Die Botschaft wie die Konsulate sind ab sofort angewiesen, touristische Visa schneller, leichter und einfacher zu vergeben. Hier sei die Anmerkung erlaubt, dass hierfür leider noch ein wenig Arbeit für das Personal der Konsularabteilungen liegt. Denn diese sind derzeit aufgrund des touristischen Runs ebenso überlastet wie die Reiseveranstalter, so dass man kulanterweise noch ein wenig Geduld bis zur endgültigen Umsetzung aufbringen sollte.

Extra aus Teheran angereist kam der Direktor des Verbands der Reiseveranstalter. Er ergänzte die Worte des Botschafters um die Bedeutung der deutschen Touristen für Iran, welche seit jeher eine der größten Touristengruppen in Iran ausmachen und mit Abstand die wichtigste aus Europa ist, welche gerade nun, wo die Zeichen der Entspannung am Horizont herüberleuchten, seitens der Iraner ganz besonders gepflegt werden sollen.

Danach ergriff Frau Andrea Röschke das Wort, welche ganz für sich als Privatfrau sprach. Frau Röschke teilt das Glück mit nur wenigen ihrer Landsleute, welche bereits über Privatreisen in Iran berichten können. Und genau das tat sie, man spürte welch tiefes und emotionales Erlebnis für sie ihre bisherigen zwei Reisen in Iran bedeuten. Man kann es in bloßen Worten hier jetzt nicht mehr wiedergeben, man musste die glänzenden Augen Frau Röschkes selbst gesehen haben, um zu verstehen, was eine Reise in Iran heute für Menschen aus dem Westen bedeutet, ganz abseits der ständigen politischen Diskussion. Frau Röschke versuchte zumindest so gut es geht, ihr Erlebnis mit Interessierten zu teilen durch die Herausgabe eines Bildbandes nebst ihren Reiseerlebnissen. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der sich vorstellen kann, zukünftig Iran zu besuchen.

Im direkten Anschluss wurde Herr Hartmut Niemann, Herausgeber des höchst gelungenen „Reise Know-How“-Führers für Iran, ans Mikrofon gebeten. Auch dieses Buch ist ein Muss für jeden zukünftigen Iran-Touristen. Herr Niemann, welcher selbst auch Reiseveranstalter ist und seit Jahrzehnten Reisen in Iran vermittelt, richtete dann sichtlich bewegte Worte an seine Kollegen aus Iran – in Farsi! Er wies auf die schwierigen vergangenen Jahre hin, verbunden mit der Hoffnung, dass sich diese Durststrecke gelohnt habe und nun die verdiente Belohnung vor ihm und seinen Freunde stehe – durch die erwartete Belebung des Iran-Tourismus.

Zu allerletzt trat der extra aus Teheran angereiste Vizetourismusminister, Herr Morteza Rahmani Movahed, welcher auch für die historisch-kulturellen Stätten seines Landes verantwortlich ist, ans Mikrofon. Er gab allein durch seine Anwesenheit Zeugnis von der erhofften Belebung des deutschsprachigen Irantourismus, da er gleich zu Anfang anmerkte, dass dies sei sein erster Besuch auf einer ITB seit 25 Jahren sei. Seine restlichen Worte waren nach diesem wichtigen symbolischen Zeichen daher fast nur noch zweitrangig. Er lobte die unter seiner Leitung stehenden historischen Monumente seines Landes und dass diese auf die Touristen aus den deutschsprachigen Ländern warten würden.

Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer gelungenen Darbietung an traditioneller iranischer Musik und einem hervorragenden persischen Buffet. Selbstverständlich durfte dabei auch der Reis nicht fehlen. Und der war auch hervorragend. Aber eine kleine Kritik daran kann leider nicht unterbunden werden. Jeder, der auch nur einmal in seinem Leben die Chance genoss, echten und traditionellen persischen Reis, den in einem Polopaz (Reiskochtopf) zubereiteten Tahdigh (Reiskruste), zu essen, der wird dies niemals wieder in seinem Leben vergessen können. Es gibt auf der Welt fast so viele Arten, Reis zuzubereiten, wie es Kulturen gibt. Aber die persische Art und Weise ist wirklich etwas Besonderes. Der Reis wird aufwendig in einem geschlossenen Gefäß im Backofen gegart, bis sich an seinem Rande eine unvergleichliche Kruste bildet. Einen besseren Botschafter als seinen Reis kann Iran eigentlich gar nicht haben. Und leider war der auf der ITB servierte Reis zwar ein sehr guter Reis, aber eben nur "Reis". Zur Verteidigung der Organisatoren muss aber eingewendet werden, dass die Herstellung des Tahdigh ein sehr aufwendiges und langwieriges Verfahren ist, was für eine so große Gruppe, wie sie auf der ITB verköstigt wurde, wohl nur sehr schwer möglich gewesen wäre. Aber schade war es trotzdem.

Wenn Ihnen nun beim Lesen der letzten Zeilen das Wasser ein klein wenig im Munde zusammengelaufen ist, so bleibt Ihnen leider oder zum Glück nichts anderes übrig, als selbst in Iran zu reisen. Und damit hätte diese gelungene Veranstaltung ja ihr Ziel erreicht. Gute Reise und guten Appetit!


Andreas Lotter ist Reiseblogger und begeht demnächst eine mehrwöchige Individualreise kreuz und quer durch Iran.


Andrea19-03-14

Hallo Andreas,
danke für die gute Interpredation der Veranstaltung. Ich hoffe und wünsche, dass mehr Leute offener werden in den Iran zu reisen. Uns jedenfalls hat der Virus Iran voll erwischt und so kommt im nächsten Jahr sicher die vierte Iranreise. Viele Grüße Andrea

Anonym20-03-14

Die Infrastruktur des Tourismus ist von den diebischen Mullahs kaum ausgebaut worden. Die zunehmende Umwelt- und Luftverschmutzung und die Austrocknung einiger großer Seen wird den Tourismus zukünftig eher verhindern.

Dazu werden viele Frauen vom islamischen Kopftuchzwang abgeschreckt. Unverheiratete Paare dürfen nicht gemeinsam ein Hotelzimmer beziehen. Die Hauptattraktionen des Irans stammen aus der vorislamischen Zeit und werden nicht gepflegt und gehen allmählich kaputt. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass der Iran nicht wirklich sein Potential im Tourismus realisiert.

Unter dem Regime der Islamisten wird sich das auch nicht ändern, da hilft auch nicht dieser eher peinliche Auftritt auf der Messe, leider.

Marco Polo04-04-14

Ich weiß nicht woher Sie Ihre Informationen beziehen, Anonym, aber ich reise regelmäßig in den Nahen Osten und ich kann ich Ihnen sagen, dass Iran die beste Infrastruktur in der Region hat und darüber hinaus weitaus sauberer ist als andere Tourismusmagneten wie Ägypten, Syrien (vor dem Krieg galt das Land als touristische Destination) und andere Länder der Region.

Und die einzige nennenswerte See, die vom Austrocknen bedroht ist, ist die Urmiasee, die war aber auch nie touristisch erschlossen worden, auch nicht unter das säkulare Regime.

Ich denke, dass die Potentiale Irans nicht wegen dem Kopftuchzwang nicht wirklich realisiert werden, sondern wegen der ständigen Kriegsdrohungen gegen das Land.

Es gibt genug muslimische Familien, die gerne ihren Urlaub in einer islamischen Umgebung verbringen wollen. Die meisten Touristen in Iran sind auch die religiösen Pilger aus den Nachbarnstaaten. Diese könnte man aber auch für Kisch und den Kaspischen Meer gewinnen, wo es eine familiäre Atmosphäre herrscht.

Übrigens kann diese islamische Atmosphäre auf für westliche Touristen interessant sein im Sinne einer exotischen, kulturellen und erkenntnisreichen Reise. Man muss es nur gut vermarkten können. Im Ranking der Welttourismusorganisation vom Jahr 2013 landete der Iran in der Kategorie der sicheren Reiseländer der Welt auf dem Platz 17. Also so schlimm wie Sie es suggerieren ist Iran gar nicht. :)

Ach ja, die Hauptattraktionen aus der vorislamischen Zeit werden übrigens nicht vernachlässigt. Besuchen Sie das Land und erleben Sie ihr Wunder. :)

Wolfgang30-05-14

Ganz einfach gesagt: Iran ist eine Reise Wert! Als westlicher Tourist fühle ich mich dort wohl, weil ich dort neugierigen, höflichen, gastfreundlichen Menschen begegne. Wenn man in der Lage ist, einige Worte Farsi zu sprechen, wird man schon fast als Einheimischer begrüßt. In den etwas Abseits gelegenen Ortschaften wird man ebenfalls offen und freundlich aufgenommen. Wer Interesse für die iranische Kultur, ob vor- oder islamisch, mitbringt, kann - abgesehen von einigen grenznahen Gebieten - im ganzen Land unbehelligt reisen. Die Möglichkeiten sind vorhanden. Es lohnt sich also ein Besuch, aus dem vielleicht mehrere werden. Und wer mit offenem Herzen kommt wird auf ebenso offene Menschen treffen.

Andi27-08-14

Ich habe und hatte den Iran schon länger auf meiner Liste. Als ich 2007 über das Land flog, dachte ich da muss ich hin.

Inzwischen denke ich, dass es nicht mehr lang dauern wird.
Übers Internet lernte ich bereits ein paar IranerInnen kennen, die mir noch mehr Lust machen das Land zu bereisen.

In diesem Zusammenhang eine kleine Frage an euch Insider. Ist es wirklich "bedenkenlos" mit einer unverheirateten Iranerin (auf total platonischer Ebene) durchs Land zu reisen oder gibt es die "berühmt berüchtigte" Religionspolizei tatsächlich (noch)?

Das Letzte was ich möchte ist das meine Bekannte Probleme bekommt. Ich würde ja auch eine organisierte Rundtour buchen, aber sie verbietet es mir regelrecht.

Andreas29-08-14

Es gibt die sog. Religionspolizei noch und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Aber diese greift in den letzten Jahren immer weniger streng und hart durch. Ganz besonders gegenüber Touristen haben diese nun Answeisung sich besonders freundlich und locker zu geben. Ich hatte mit sovielen iranischen Frauen Kontakte in der Öffentlichkeit, da kam es nie zu Problemen.

Und ich habe einmal sogar eine ganze Gruppe junger Leute dazu angespornt das Radio aufzudrehen und mit der Musik mitzudancen um zu testen wann kommt die Polizei und wie reagiert sie. Die kam dann irgendwann auch, aber meine Anwesenheit als Deutscher hat die Sache locker enden lassen, wir wurden einfach nur weggeschickt.

Iranische Frauen gehen auf männliche Touristen heute sogar sehr offen zu, man sollte da keine Berührungsängste haben, im Zweifelsfall hat eher die Iranerin ein Problem und nicht der Tourist. Aber diese Frauen kennen ihr Land wiederrum viel besser und wissen schon was sie machen können und was nicht.

Also ich würde das Angebot auf eine gemeinsame Reise annehmen. Und es hat im Iran nichts so sehr Spaß gemacht als die Regeln zu brechen.

Ahmad Mousavi27-01-15

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich habe neulich das Buch "Einfach Persich sprechen" in 82 Abschnitte und 475 Seiten verfasst.

Das Buch richtet sich in erster Linie an die Deutschsprachigen, die von Anfang an die Unterhaltung der persischen Sprache anwenden möchten.

Das Buch will nicht nur Touristen ansprechen, sondern darueberhiaus alle deutschsprachigen Ausländer die sich fuer die persische Sprache interessieren.

Die Themen stehen miteinander in Zusammenhang und zwarauf leicht verständliche Weise die nicht unbedingt einen Lehrer erforderlich macht.

Die Umschrift in lateinischen Buchstaben läuft durch das ganze Buch; sie soll dazu dienen, die Struckturen durchsichtiger zu machen und parallel zur Persischer Schrift ohne viel Muehe ins Lesen einzufuehren.

Von:Ahmad Mousavi

Verlag:Nielbarg

Adresse: Teheran- Meydan,e Enghelab ru,be ruye Cinema Bahman- Talar,e bozorg,e Ketab- Forushgah,e Zaban,e gooya 021-66958205

E.-Mail:.AhmadMousavi257@gmail.com

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Mit freundlichen GrueBen

Ahmad Mousavi





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