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23.08.2013 Gareth Porter

Anklage gegen Iran für den Bombenterror auf AMIA stützte sich auf die MEK


AMIA-Bombenanschlag

Am 18. Juli 1994 explodierte das jüdische Zentrum AMIA in Buenos Aires.

Der argentinische Staatsanwalt Alberto Nisman stützte seinen Haftbefehl von 2006 gegen führende iranische Verantwortliche im Zusammenhang mit der Bombardierung eines jüdischen Gemeindezentrums in Buenos Aires im Jahr 1994 auf die Behauptungen von Vertretern der bewaffneten iranischen Opposition Mujahedin-e Khalq (MEK, andere Abk. MKO, dt. Schreibweise Modschahedin-e Chalgh), wie nun der vollständige Text des Dokuments enthüllt.

Das zentrale Beweisstück, das in Nismans ursprünglichem 900-Seiten langen Haftbefehl gegen sieben ranghohe iranische Führer zitiert wird, ist ein angebliches Treffen der Führung Irans am 14. August 1993, darunter sowohl das religiös-politische Staatsoberhaupt Ali Khamenei als auch der damalige Präsident Hashemi Rafsanjani, bei welchem, wie Nisman behauptet, die offizielle Entscheidung zur Planung der Bombardierung der Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA, Anm. d. Ü.: eine Wohltätigkeitsorganisation der jüdischen Gemeinde in Argentinien) getroffen wurde.

Doch das Dokument, das erst seit Kurzem zum ersten Mal auf Englisch zugänglich ist, zeigt, dass seine einzige Quelle für diese Behauptung Vertreter der MEK oder anders genannt die Volksmudschahedin Irans (PMoI) waren. Die MEK hat eine widerwärtige Vergangenheit von Terroranschlägen gegen zivile Ziele in Iran aufzuweisen und diente während des Iran-Irak-Krieges als eine in Irak ansässige Söldnerarmee für Saddam Husseins Truppen.
   
Die Organisation wurde im vergangenen Jahr vom US-Außenministerium von der Liste der terroristischen Gruppen gestrichen, nachdem prominente ehemalige US-Funktionäre - die hohe Zahlungen von pro-MEK Gruppen und Einzelpersonen erhalten hatten - in einer Kampagne ihre "Listenstreichung"  forderten.

Nismans ausschweifender und sich ständig wiederholender Bericht zitiert Aussagen von vier Mitgliedern des Nationalen Widerstandsrates Irans (NWRI, engl. Schreibweise National Council of Resistance of Iran, engl. Abk. NCRI), dem politischen Arm der MEK, als Quellen für den Vorwurf, Iran habe im August 1993 die Bombardierung der AMIA beschlossen.
   
Die Hauptquelle ist Reza Zakeri Kouchaksaraee, Präsident des Sicherheits- und Geheimdienstausschusses des NWRI. Der Bericht zitiert Kouchaksaraee als Zeuge in einer mündlichen Verhandlung vor einem argentinischen Gericht im Jahr 2003: "Die Entscheidung wurde vom Obersten Nationalen Sicherheitsrat in einer Sitzung, die am 14. August 1993 abgehalten wurde, getroffen. Dieses Treffen dauerte lediglich zwei Stunden von 16:30 bis 18:30 Uhr."

Nisman zitiert auch Hadi Roshanravani, ein Mitglied des Internationalen Ausschusses des NWRI, der behauptete, exakt den gleichen Anfangszeitpunkt der Sitzung zu wissen – 16:30 Uhr – doch das Datum mit 12. August 1993 statt 14. August angab.

Roshanravani behauptete auch, die genaue Tagesordnung der Sitzung zu kennen. Der NWRI-Funktionär sagte, dass drei Themen diskutiert wurden: "Der Fortschritt und die Beurteilung des Palästinensischen Rates; die Strategie, Fundamentalismus in der gesamten Welt zu verbreiten; und die Zukunft des Iraks." Roshanravani sagte,  "die Idee für einen Angriff in Argentinien" war "während des Gesprächs über den zweiten Punkt" diskutiert worden.

Der/Die NWRI/MEK behauptete/n, die Regierung Rafsanjani hatte sich für einen terroristischen Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Argentinien als Teil einer Politik der "Verbreitung von Fundamentalismus in der ganzen Welt" entschieden.

Doch die MEK-Propagandalinie über das iranische Regime stand zu jenem Zeitpunkt im Gegensatz zur Einschätzung der US-Geheimdienste. In ihrem Geheimdienstdossier (NIE) 34-91 bezüglich der iranischen Außenpolitik, das am 17. Oktober 1991 fertiggestellt wurde, folgerten die US-Geheimdienste, dass sich Rafsanjani seit seinem Amtsantritt als Präsident im Jahr 1989 "schrittweise von den revolutionären Exzessen des vergangenen Jahrzehnts abgewandt hatte... hin zu mehr konventionellem Verhalten".
 
Ali Reza Ahmadi und Hamid Reza Eshagi, als "Überläufer" mit Verbindungen zum NWRI identifiziert, boten weitere Bestätigungen der Zeugenaussagen der führenden NWRI-Funktionäre. Laut Nisman soll Ahmadi von 1981-1985 als iranischer Offizier im Auslandsdienst gearbeitet haben. Eshagi wird nicht weiter beschrieben.
 
Nisman zitiert Ahmadi und Eshagi, die nur gemeinsame Erklärungen abgaben, mit den Worten: "Es war bei einem Treffen um 16.30 Uhr im August 1993, als der Oberste Nationale Sicherheitsrat entschied, Aktivitäten in Argentinien durchzuführen.“

Nisman nennt keinerlei Quelle außer der MEK mit der Behauptung, ein solches Treffen habe stattgefunden. Er führt die Zeugenaussage vor Gericht von Abolghassem Mesbahi an, ein "Überläufer", der nach eigenen Angaben seit 1985 nicht für den iranischen Geheimdienst gearbeitet hatte, jedoch nur dahingehend, dass die iranische Regierung die Entscheidung betreffend der AMIA irgendwann im Jahr 1993 gefällt hatte. Mesbahi bot keine Beweise, um die Behauptung zu unterstützen.

Nisman führt wiederholt die gleichen vier Mitglieder des NWRI an, um die angebliche Beteiligung eines jeden der sieben ranghohen Iraner, für die er Haftbefehle beantragt hatte, zu dokumentieren. Eine Überprüfung des gesamten Dokuments zeigt, dass  Kouchaksaraee von Nisman 29 Mal zitiert wird, Roshanravani 16 Mal, und Ahmadi und Eshagi 16 Mal, die immer zusammen die gleiche Aussage tätigen, was insgesamt 61 Quellenangaben ihrer Aussagen ergibt.

Nisman nennt keinen Beweis oder Grund für die Annahme, dass einer der MEK-Mitglieder in der Lage war, über ein solch hochrangiges iranisches Treffen Bescheid gewusst zu haben. Obwohl die Propaganda der MEK schon lange behauptet, Zugriff auf Geheimnisse zu haben, waren ihre Informationen bestenfalls von Funktionären auf niedriger Ebene des Regimes.

Durch die Verwendung von Zeugenaussagen der gewaltsamsten Gegner des iranischen Regimes, um die ranghöchsten iranischen Führer zu bezichtigen, den terroristischen Bombenanschlag auf die AMIA angeordnet zu haben, versuchte Nisman, das offensichtliche politische Ziel aller MEK-Informationen zu leugnen, nämlich den Aufbau von Unterstützung in den Vereinigten Staaten und Europa für den Sturz des iranischen Regimes.

"Die Tatsache, dass die Individuen Gegner des iranischen Regimes sind, schmälert nicht im Geringsten die Bedeutung ihrer Aussagen“, erklärte Nisman.

In dem Bemühen, der Zeugenaussage der Gruppe Glaubwürdigkeit zu verleihen, beschrieb Nisman deren Aussagen als getätigt "mit Ehrlichkeit und Genauigkeit in einer Weise, die Nuancen und Details unter Beibehaltung eines Gefühls für das große Ganze achtet.“

Den MEK-Zeugen, schrieb Nisman, könne als "vollkommen ehrlich" vertraut werden.

Die Akte von MEK-Funktionären war im Laufe der Jahre jedoch eine, die zeigte, dass ein Kommuniqué nach dem anderen produziert wurde mit Informationen über angebliche geheime iranische Arbeiten an nuklearen, chemischen und biologischen Waffen, von denen sich fast alle als falsch erwiesen, als sie von der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) untersucht wurden.

Die einzig nennenswerte Ausnahme in der gesamten Aufzeichnung der MEK- Falschinformationen über das iranische Atomprogramm war die Aufdeckung der iranischen Urananreicherungsanlage Natanz und der Schwerwasseranlage in Arak im August 2002.

Doch selbst in diesem Fall bezeichnete sie der MEK-Funktionär und Repräsentant in den USA, Alireza Jafarzadeh, der die Entdeckung in Natanz verkündete, fälschlicherweise als "Kraftstofffertigungsanlage" statt als Anreicherungsanlage. Er sagte auch, dass sie  kurz vor Fertigstellung war, obwohl es eigentlich noch mehrere Monate zum Erhalt der erforderlichen Geräte dauerte, um mit der Anreicherung zu beginnen.

Entgegen der Behauptungen der MEK, sie hätten die Informationen über Natanz aus Quellen in der iranischen Regierung erhalten, berichtete „The New Yorker“ Seymour Hersh, ein "ranghoher Beamter der IAEA" habe ihm gesagt, dass im Jahr 2004 der israelische Geheimdienst seine Satelliteninformationen über Natanz an die MEK weitergegeben hatte.

Ein Berater Reza Pahlavis, dem Erben des Schahs, erzählte später der Journalistin Connie Bruck, dass die Informationen über Natanz von "einer freundlichen Regierung" gekommen waren, die diese sowohl der Pahlavi-Organisation als auch der MEK übergeben hatte.

Nisman wird seit langem in pro-israelischen, anti-iranischen politischen Kreisen als maßgebliche Quelle bezüglich des AMIA-Bombenanschlags und dem breiteren Thema Iran und Terrorismus angesehen. Im vergangenen Mai brachte Nisman einen neuen 500-seitigen Bericht heraus, in dem er Iran beschuldigt, terroristische Netzwerke in der westlichen Hemisphäre zu schaffen, was auf seiner Anklage gegen Iran für die Bombardierung im Jahr 1994 aufbaut.

Doch Nismans Bereitschaft, die entscheidende Anschuldigung gegen Iran im Fall der AMIA ausschließlich auf MEK-Quellen zu stützen und sein Leugnen ihrer offensichtlichen Unzuverlässigkeit unterstreichen die Tatsache, dass er im Auftrag von bestimmten mächtigen Interessen eine politische Rolle spielt statt die Fakten aufzudecken.


Erstmals veröffentlicht am 8. August 2013 bei der libertären Webseite Antiwar.com. Übersetzt von Yaz Theder.

Gareth Porter studierte unter anderem Internationale Politik und ist ein bekannter investigativer Journalist aus den Vereinigten Staaten.


Freidenker23-08-13

Wenn man sich auf eine terroristische Gruppierung, wie die MEK oder NWRI verlaesst, die nur jede Moeglichkeit ausnuetzt um Luegen und Verleumdungen in die Welt zu setzen, um die rechtsmaessige Regierung in Iran zu deskretieren, ist es kein Wunder, das so etwas raus kommt!
Wieso sollte Iran ueberhaupt ein Terroranschlag auf ein religioeses juedisches Zentrum ausueben? Das Judentum gehoert zu den Buchreligionen und wird im Islam geachtet, da deren Propheten ebenfalls die des Islams sind.
Realistischer waere der FAll, dass die MEK so ein Tat ausuebt und dies der iranischen Regierung zuzuschieben.
Iran hat diesselben Rechte die MEK zu bekaempfen, wie der Westen die Al - Qaida oder die Taliban.
Die MEK haben tausende unschuldige Menschen (Iraner wie Iraker) auf den Gewissen.

Siehe: http://www.google.com/#fp=658c0c55dc509a99&q=Vorsicht+Mojahedin

Le Mec24-08-13

Frage mich, wer in Wirklichkeit hinter dem Anschlag steckt. Womöglich die MEK selbst?

Bijan24-08-13

marg ba toooo
marg ba toooo
viva rajavi
viva freedom and demcracy

Anonym30-08-13

Das iranische Unrechtsregime hat in der Vergangenheit viele Terrorakte organisiert. Die Massenmorde der 80er oder Kettenmorde der 90er. Das Attentat auf Iraner in Berlin Mykonos, sowie Attentate auf den wohl beliebtesten Entertainer Irans farrokhzad in Deutschland und die Hoffnung der Opposition bakhtiari in Paris usw. Das iranische Regime fußt auf Gewalt und Terror, daher liegt die Vermutung nahe, dass die Diktatoren auch verantwortlich zeichnen für das Attentat in Argentinien.
Der MEK kann man wohl auch kein besseres Zeugnis ausstellen, da sie den Putsch der Mullahs 1979 mitorganisiert haben und im Wesen und der Ideologie mehr mit den Mullahs gemein haben als ihnen lieb sein kann.

Unbekannt03-09-13

@Anonym

Auch die anderen Fälle, die Sie aufzählen, basieren auf sehr dünne Beweislagen. So beruft sich selbst der Richter des Mykonos-Prozesses auf MEK-Aussagen, obwohl die MEK anfänglich sogar von der iranischen Opposition verdächtigt wurden, hinter dem Anschlag zu stecken. Der wichtigste Zeuge behauptete später die abstrusesten Verschwörungstheorien, wie dass Iran hinter dem Lockerbie Anschlag stecken würde, obwohl Ghaddafi später einräumte, dahinter zu stecken. So viel zu den Glaubwürdigkeiten dieser sogenannten Zeugen und Insider.

Gast10-09-13

Der Verfasser erwähnt leider nicht, dass die MEK Leute Anfang 1982 auch versucht haben, den unschuldigen und sehr honorigen deutschen Botschafter Petersen sowei seinen iranischen Fahrer umzubringen durch einen Maschinengewehr Angriff auf dessen Auto.
Ich halte die MEK für verbohrte, unbelehrbare und grausame Dummköpfe, die den Koran nicht verstanden haben.





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