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14.05.2012 Dawood Hermidas Bavand

Insel-Streit: Eine historische und rechtliche Betrachtung


Fußballfeld der Insel Abu Musa

Der Golf bleibt Persisch: Klare Botschaft der Iraner auf dem Fußballfeld der Insel Abu Musa. (Photo: Google Maps)

Die schroffen Reaktionen der Vereinigten Arabischen Emirate und anderer arabischer Golfstaaten auf den Besuch des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad im April auf der Insel Abu Musa wurden von vielen iranischen Kommentatoren scharf erwidert. Exemplarisch übersetzt Irananders einen Kommentar von Dawood Hermidas Bavand, Experte für Internationale Beziehungen an der Universität Teheran, der auch die völkerrechtlichen und geostrategischen Aspekte aus iranischer Sicht betrachtet. Der Artikel erschien erstmals in der reformistischen Zeitung „Shargh“.


Die drei Inseln Abu Musa und der Kleine und Große Tunb im Persischen Golf sind Bestandteil von Irans territorialer Integrität. Natürlich kann jeder iranischer Staatsbürger in jeden Teil seines Heimatlandes reisen, und er oder sie braucht dafür keine Erklärungen an andere Länder abgeben.

Die Reaktionen der Vereinten Arabischen Emirate (VAE) auf den Besuch von Präsident Ahmadinedschad auf Abu Musa sind eher ein Vorwand, um sich gegen die Islamische Republik Iran zu stellen. Fürs Erste wurde eine Atmosphäre geschaffen, in der die arabischen Länder der Region sich gegen Iran verbünden. Währenddessen geben die Debatten und Streitigkeiten in Bezug auf das US-geführte Radar- und Raketenabwehrsystem – dessen Einrichtung in den VAE vorgesehen ist – dem Emirat, dem Golf-Kooperationsrat (GCC) und der Arabischen Liga einen Vorwand, den Druck auf Iran zu steigern und das Land in eine Außenseiterrolle zu drängen.

Während Iran versuchen sollte, freundschaftliche Beziehungen mit all seinen Nachbarn aufrechtzuerhalten und jede Spannung in Bezug auf diese Beziehungen zu vermeiden, sollte es sich jedoch vor Momenten und Umständen in Acht nehmen, in denen gewisse Länder einen aggressiven und dreisten Kurs ihm gegenüber einschlagen. In einer solchen Situation würden Selbsteinschränkung und Nachgiebigkeit sie dazu ermuntern, weitere Forderungen zu stellen, und es könnte ihnen der Eindruck vermittelt werden, dass sie mit so einem Kurs richtig fahren und dementsprechend eine härtere Politik in dieser Angelegenheit fahren müssen. Nichtsdestoweniger ist das jüngste Verhalten nichts anderes als ein Vorwand der arabischen Länder der Region, insbesondere der VAE und des GCC. Und deshalb sollte die Islamische Republik Iran alle ihre Inseln, insbesondere Abu Musa, als Teil seiner Souveränität und seines Territoriums, mit allen Kräften verteidigen.

In der vorrevolutionären Zeit war Iran neben Saudi Arabien für die Aufrechterhaltung der regionalen Sicherheit verantwortlich, und es wurde entschieden, dass einige Schritte zur Behebung der Befürchtungen der Anrainerstaaten Länder und zu deren Zufriedenheit getan werden sollten. Dementsprechend hatte Teheran die VAE und einige andere kleinere Emirate im Persischen Golf anerkannt. Darüber hinaus gab es den Ländern des Persischen Golfs die notwendigen Zusicherungen, erweiterte seine regionale Kooperation und sorgte für Sicherheit bei der Ausräumung bestehender Bedenken. Iran gab auch sein historisches Recht über Bahrain auf und akzeptierte eine Politik der Miteigentümerschaft im Falle Abu Musas. Damit hatte Teheran letztlich einen Teil seines Territoriums mit einem anderen Land geteilt und ein entsprechendes Abkommen mit Schardscha (Anm. d. Übers.: auch Schardja oder Sharja, ein Emirat der VAE) vereinbart.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert versuchte das zaristische Russland auf der einen Seite Zugang zu den Gewässern des Persischen Golfs zu bekommen. Auf der anderen Seite plante Deutschland den Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Berlin und dem Golf (Anm. d. Red.: die „Bagdad-Bahn"). Faktoren von solch strategischer Bedeutung veranlassten die britische Regierung, eine Erklärung herauszugeben, die betonte, dass sie keinen anderen Ländern erlauben würde, seine konkurrenzlose Dominanz im Persischen Golf herauszufordern und dass sie sogar bereit sei, wegen dieser Sache in den Krieg zu ziehen. Parallel dazu sendete das britische Außen- und Commonwealthministerium eine Depesche an seine Vertreter im Persischen Golf und beauftragte sie, sich über die iranischen Inseln zu erkundigen und mit den Emiren und den Herrschern, wenn vorhanden, in Verhandlungen zu treten. Angesichts des hohen strategischen Werts der Straße von Hormuz, wurden die Inseln dieser Region in der Depesche besonders betont.

Im Jahre 1903 hatte die iranische Regierung dagegen einige Neubearbeitungen der geografischen Karten des Landes durchgeführt und mit Hilfe belgischer Experten einige Absprachen zur Bestimmung des rechtlichen Status der iranischen Inseln erzielt. Diesen Absprachen entsprechend wurden in einigen iranischen Häfen Zollämter eröffnet und die iranische Nationalflagge gehisst. Solche Maßnahmen wurden auch in Abu Musa und auf dem Großen Tunb durchgeführt. Die britische Regierung ignorierte das aber und verwies die iranischen Zollbeamten vom Großen Tunb. Zu der Zeit befand sich Iran in der Konstitutionellen Krise, was ein zeitgemäßes Reagieren auf die Angelegenheit verhinderte. Somit wurde die Flagge Schardschahs auf dem Großen Tunb gehisst. Großbritannien behauptete, dass die Flagge des Emirats auf der Insel zu hissen sei, weil die Insel niemals zuvor besetzt gewesen sei und weil Schardschah sie erstmals besetzte. Dagegen schrieben jedoch alle Dokumente der britischen Regierung aus dem 19. Jahrhundert den Großen Tunb, Abu Musa und alle anderen Inseln des Persischen Golfs als persisches Hoheitsgebiet fest. Sogar in den offiziellen Karten der britischen Regierung, insbesondere in denen des Kriegsministeriums, wurden diese Inseln als Teile Irans aufgeführt und in einer Farbe markiert, die der Irans auf den Karten entsprach. Darüber hinaus benutzte der britische Vizekönig in Indien in den offiziellen Karten seines Buches „Persia and the Persian Question“ gleichermaßen die für Iran bestimmte Farbe für diese Inseln. Auch in inoffiziellen Karten wurden diese Inseln als iranisches Hoheitsgebiet kenntlich gemacht.

Entsprechend waren diese Inseln weder neu entdeckte noch aufgegebene Eilande. Schließlich wurde am 29. November 1971, als Ergebnis eines unter britischer Vermittlung zustande gekommenen Abkommens zwischen der iranischen Regierung und dem Scheikh von Schardschah, Irans Herrschaft über die Insel Abu Musa formal anerkannt. Am 30. November, also einen Tag vor dem Abzug der britischen Militärs aus der Region abzogen und zwei Tage vor der offiziellen Gründung der VAE, wurden iranische Militärs auf den drei Inseln des Großen und Kleinen Tunbs und Abu Musa eingesetzt. Laut dem Abkommen von Schardschah war Iran zu einer jährlichen Zahlung von 1,5 Millionen Lira an den Scheikh von Schardschah verpflichtet, die neun Jahre andauern sollte. Im Falle Abu Musas räumte Iran dem Scheikh eine Miteigentümerschaft ein, bezüglich der zwei Tunbs wurde aber die volle iranische Souveränität gänzlich und eindeutig anerkannt. Angesichts dieser Erklärungen sind Standpunkte, wie die oben genannten, die von den VAE und der Arabischen Liga und selbst von Ländern wie Mauretanien (welches keine Rolle in dieser Angelegenheiten hat und kein Wissen über Irans historische und rechtliche Realitäten besitzt) vertreten werden, absolut falsch. Der Konsens der arabischen Länder ist lediglich auf dieses Thema beschränkt, weil sie sich sonst in nichts anderem einig sind, nicht einmal in ihrer Gegnerschaft zu Israel. Wie dem auch sei, unsere Haltung sollte in Bezug auf Irans territoriale Integrität jedenfalls stark und eindeutig sein, und wir sollten die arabischen Länder nicht dadurch wagemutiger machen, dass wir in diesem Punkt zu viel Selbstverzicht üben.


Ins Englische übertragen bei Iran-Review am 18. April 2012; ins Deutsche übersetzt von Leo Schmitt.


Le Mec14-05-12

Der Screenshot von Google Maps ist der Hammer :-)

Und die Golf-Araber sollen sich mal nicht so anstellen. Trotz des Ölreichtums kriegen die doch nichts alleine hin. Für alles und jeden brauchen die einen Europäer oder Amerikaner. Vor allem glauben die, dass die das für die Selbstverteidigung brauchen. Die sollen sich mal an die Libanesen wenden, wenn sie vernünftige Araber sehen wollen. Die haben ihr Land mit iranischer Unterstützung im Alleingang gegen das von den USA hochgerüstete Israel verteidigen können.

Humanist14-05-12

.....Die sollen sich mal an die Libanesen wenden, wenn sie vernünftige Araber sehen wollen.....

Ich denke, dass es nicht untypisch ist für Unterstützer der Mullahdiktatur genauso zu denken, und Menschen in Kategorien einzuteilen, und somit zu diskriminieren.
Nach dieser Rechnung sind Libanesen (wahrscheinlich aber auch nur die Terror-Hizbolah, nicht aber die Christen, Sunniten usw..) vernünftig, weil Sie ein ähnlich menschenverachtende Ideologie haben, wie die Terror-Mullahs aus Teheran.
Besser hätte man sich nicht outen können. Danke :-)

Mazani14-05-12

@ Le Mec,Sie durchschauen das spiel sehr gut,und ab jetz begint übliche komentare über freiheit,menschenrechte,demokratie,.. Grüße aus berlin

Spiegel15-05-12

In dem Sie die Hisbollah als Terrororganisation betiteln, haben Sie sich selbt entlarvt. Danke. :-)

Le Mec@Spiegel15-05-12

Das stimmt ja schon. Genau fünf (!) Staaten betrachten die libanesische Hisbollah als Terrororganisation. Dazu gehören, Israel, die USA, Großbrittanien und Australien. Die Hisbollah kann sich echt etwas darauf einbilden, dass die größten Kolonialisten und Kriegstreiber der neueren Geschichte sie als "Terroristen" beschimpfen. Eine größere Bestätigung für ihren Widerstand hätten die nicht bekommen können. Als i-Tüpfelchen bezeichnen sie noch selbsternannte "Humanisten" als Terroristen. Immerhin wissen wir, dass diese das nur zur Ablenkung vom Thema machen.

Darum an alle zur Erinnerung: Es geht um Abu Mousa und die Tunb-Inseln.

Mohamad-Ali15-05-12

Vielen Dank an Irananders.de für diese interessanten Beiträge!

Ich finde es war eine tolle Idee von Herrn Ahmadinejad Abu musa zu besuchen. Er hat genau das richtige getan.

gruß

sarbaze rahbar16-05-12

der besuch war taktisch klug angelegt. in einer doku die ich vor wenigen tagen auf jam e jam gesehen habe, besuchte ein iranisches journalistenteam abu musa, was ich bis dato auch nicht wusste, die bewohner der insel sprechen alle ein tadelloses persisch und erzaehlten, das sie alle dort bereits seit vielen generationen leben wuerden. Ich hoffe daher, das iran mit der baldigen rebesiedlung beginnen und gegebenfalls einige militaerische stuetzpunkte errichten wird, nur als erinnerung was den fettgefressenen US hoerigen golfaraber blueht wenn sie irans hoheitsanspruch auf diese inseln in frage stellt.

Reza16-05-12

KenFM im Gespräch mit: Jürgen Elsässer / Mai 2012

http://www.youtube.com/watch?v=7F7q3tqVHyc&feature=player_embedded#!

Thomas17-05-12

Ich bin im besitz von 3 Dissertationen über Fragen des Persischen Golfs und speziell der 3 Inseln und alle 3 kommen zu dem selben Ergebnis, eine ist übrigens von einer Amerikanerin die in Harvardt promoviert hat. Sollten sich die Amerikanischen Eliten mal durchlesen bevor sie voreilig den Golfarabern recht geben.

Le Mec@Thomas19-05-12

Ich grüße Sie Thomas,

darf ich fragen von welchen Autoren die Studien sind? Bzw. wie die Dissertationen heißen?

Mohsen20-05-12

Teritoriale Bestizstände resultieren nicht immer aus historischen Gründen sondern ausschließlich aus realpolitischen Machtverhältnissen, sonst könnte kein Franzose Französisch Guayana oder Engländer die Falkland Inseln beanspruchen. Von historischer Zugehörigkeit Pommerns ist ganz zu schweigen.

Deshalb sollte man sich auch nicht bemühen die Iranischen Inseln historisch zu belegen.
Sie sind im iranischen Eigentum, ganz gleich was die Nato oder Google dazu meint.

Humanist21-05-12

@ Mohsen,

wenn dem so ist, sollten die Palästinenser Ihrer Meinung nach auch das Feld räumen und Israel das Land überlassen, denn die realpolitischen Machtverhältnisse sprechen eindeutig für Israel.

@Reza21-05-12

Beste Szene ist ab 1:08:50

@humanist22-05-12

das hat man damals im libanon auch gedacht. israel wird genau wie apartheid-suedafrika untergehen

Jakob07-06-12

Das klerikalfaschistische Unrechtssystem im Iran will die Inseln zur Blockierung des Seewegs durch den persisch-arabischen Golf missbrauchen. Wir lassen uns aber von religiösen Fanatikern nicht erdrosseln. Amerika schützt gottseidank unsere Freiheit.

Ahmadinedschad08-06-12

Die verdammten Golf-Araber gehen mir so was auf den Sack! Sogar den Persischen Golf wollen sie nicht anerkennen, stattdessen nennen sie ihn "Arabischen Golf".

Und Google macht da auch mit! Sie haben in Google-Maps den Namen "Persischen Golf" des Meeres an der südlichen Grenze Iran's einfach entfernt. Deshalb boykottiere ich Google seit ca. 3 Wochen. Ich benutze jetzt Bing, das auch eine sehr gute Suchmaschine ist.

Ich hoffe, dass es mir viele nach machen und Google boykottieren. ;)





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