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Ahmadinejad-Rede: Mangelnde Sensibilität auf beiden Seiten


Ahmadinejad, Rabbiner, Juden

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad (l.) empfängt jüdische Rabbiner in Teheran (Archivphoto).

Unser Artikel über den Eklat während der kürzlichen UN-Vollversammlung war zum Teil schon vor Wochen fertig – kurz nachdem der iranische Präsident Dr. Mahmud Ahmadinejad seine Teilnahme angekündigt hatte. Wir hatten die Einleitung und das Ende unseres Artikels bereits verfasst. Uns fehlte natürlich die genaue Information, worin der Eklat diesmal denn genau bestand. Darüber konnten unsere Kollegen/innen von den anderen Medien und unsere Wenigkeit bis zu letzt nur spekulieren. Wird es diesmal wieder eine vermeintliche Holocaustleugnung sein? Oder eine zu scharfe Kritik an der US-Führung? Keine Ahnung, aber unser Artikel über den Eklat hätten wir schon vor der tatsächlichen Rede Ahmadinejads veröffentlichen können. Aufgefallen wäre es vermutlich niemanden. Denn von den Auftritten des iranischen Präsidenten bei internationalen Konferenzen wird im Westen nahezu nichts anderes mehr erwartet. Weshalb es zu diesen Skandalen kommt und worauf sich diese gründen, müsste in der inzwischen fünften Episode von „Eklatinejad“ nur zweitrangig sein (kann auch die sechste oder siebte Episode sein, da möchten wir uns aus presserechtlichen Gründen nicht festnageln lassen). In der Vergangenheit reichte es aus, dass die Empörung auf westlicher Seite groß genug dargestellt wird, wodurch die Frage nach der eigentlichen Ursache untergegangen ist (denn anders als jetzt gab es oft keine triftigen Gründen dazu).

Im Folgenden eine kleine Kurzanalyse zum aktuellen Eklat, die nicht aus einer stereotypischen asymmetrischen Blickwinkel einiger weniger Kommentatoren stammt:

Verschwörungstheorien gelten in der politischen Klasse des Westens (richtigerweise) als verpönt und rückständig. Denn sie sind – um es kurz zu machen – die leichtesten, undifferenziertesten und einfältigsten Erklärungen. Sie zeugen nicht von hoher Intelligenz. Sie sind so dumm und flach, so dass sogar das ernsthafte Zitieren – so wie es übrigens Ahmadinejad in seiner Rede tat – zu Gelächter führen kann. Andererseits tragen Verschwörungstheorien, die sich explizit gegen den Westen, USA oder Israel richten, immer eine politische Sprengkraft in sich, denn in Ihrer Essenz bezichtigen sie sie der Lüge und implizit allerlei Übel (eine Art Dämonisierung). Die Reaktion westlicher Diplomaten auf Ahmadinejads Vortrag ist somit nachvollziehbar, zumal Verschwörungstheorien den Mord an Millionen von Menschen im 2. Weltkrieg geebnet haben.

Der iranische Zugang zu Verschwörungstheorien ist jedoch ein gänzlich anderer. In den Zeiten des Kolonialismus wurden die Länder des Nahen Osten bekanntlich unter diversen (mitunter erfundenen) Vorwänden überfallen und kolonialisiert. Der Iraner Ahmadinejad knüpft an diese Tradition an. Schließlich konnte – nur aufgrund der Anschläge vom 11. September 2001 – George W. Busch jun. den Bündnisfall der NATO ausrufen und Afghanistan überfallen (und später den Irak mit der "Koalition der Willigen"), obwohl man heute aufgrund der eigenen US-amerikanischen Untersuchungen weiß, dass die Anschläge zu verhindern waren. Das wirft für die Menschen im Orient mit ihren Erfahrungen der Geschichte naturgemäß Fragen auf, die sie beantwortet sehen wollen.

In diesem Sinne waren der Auftritt Ahmadinejads und die Reaktion des Westens kein Eklat oder Skandal, sondern eine charakteristische Anekdote über das Unverständnis und die mangelnde Sensibilität auf beiden Seiten.


siglinde23-09-11

Wieso müssen Sie immer wieder betonen, dass Iraner angeblich von Natur aus alles anders sehen. Es gibt nur eine Wahrheit und der Mensch ist in der Lage sie zu erfassen, wenn auch nicht immer lückenlos. Warum soll diese Erfassen bei den einen dann bloße Verschwörungstheorie sein und bei den anderen ein Mechanismus, der sich aus der Sozialisation erklären läßt. Wir sitzen im gleichen Boot, was die Machenschaftend es Westens angeht und wir werden alle auf die gleiche Art und Weise belogen. Und wenn man einmal belogen wurde und nicht mehr glaubt, was die Herrschenden sagen, dann hinterfragt man und erlebt hier im Westen sogar düstere Verfolgung.
Im Groben mag für einige alles stimmig sein, aber schaut euch die Details an, dann erkennt ihr, dass nichts stimmig ist. Und die dann Verschwörungstheorie schreien, schauen nur das Grobe an.
"Die Wahrheit steht von alleine aufrecht. die Lüge bedarf der Stütze der Staatsmacht"
Ein Eklat gibt es nur, weil bestimmte Leute die Wahrheit nicht hören wollen und sie auch verhindern wollen, dass andere sie vernehmen. Darum sorgt Herr Ahmadinejad für einen Eklat.





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